Something Else

Swisshouse XXXII – Rossa

Das 2017 gebaute XXXII House überschreitet die Grenzen des einfachen Konzepts Haus und macht aus einem architektonischen Entwurf das persönliche, ehrliche Manifest des Architekten Davide Macullo. Das Ergebnis ist eine ortsspezifische Dauerinstallation, die das Verhältnis zwischen Mensch und Natur untersucht und dabei eine bewohnbare Hommage an die feste Bindung von Kunst und Architektur ist, die der Schweizer Planer mit dem Künstler Daniel Buren geschaffen hat.

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Credits: Davide Macullo Architects
Ph. Alexandre Zveiger

In dem natürlichen Kontext des kleinen, unberührten Dorfs Rossa in der Val Calanca erweckt ein bunter Turm mit organischen Formen die Aufmerksamkeit. Das Haus hat zwei Stockwerke und besteht vollständig aus Holz – mit Ausnahme des Fundaments aus Zement, in den der Keller integriert ist. Die Fassade ist vertikal mit grünen und magentafarbenen Streifen bemalt, die sich mit weißen Streifen abwechseln. Nur die Türen und Fenster verraten, dass es sich um ein Wohnhaus handelt, während der Kontrast zu der traditionellen Architektur der umliegenden Dörfer den Wunsch des Planers nach einem Bruch des formalen Archetypus offenbar.

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Credits: Davide Macullo Architects
Ph. Alexandre Zveiger

Das Haus in Rossa will keine stilistische Rebellion sein, sondern könnte zu einer modernen Antwort auf die “Cabana Primitive” von Marc-Antoine Laugier in einer träumerischen Version werden, näher an einer kindlichen Version - “Just like the typical house as designed by children: two vertical lines, two diagonal line for the roof, holes for letting light. This is the same thing, but completely different.”

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Credits: Davide Macullo Architects
Ph. Alexandre Zveiger
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Credits: Davide Macullo Architects
Ph. Alexandre Zveiger

Laut Architekt Macullo wäre das Haus ohne Kunst unvollständig. In diesem Sinne ist die Vorgehensweise von Daniel Buren von wesentlicher Bedeutung für das Projekt. Der essentielle Charakter des House XXXIII entspricht so seiner Bedeutung im engsten Sinne. Durch das Bemalen des Hauses – egal, ob mit Primär- oder reinen Farben – erhält es seine Natur und teilt sich mit. Kurz gesagt: Wenn Mensch und Rohstoff Werke der Schöpfung sind, dann ist auch das, was der Mensch schafft, Natur. Auch Künstler wie Flavio Paolucci und Miki Tallone sehen das Essentielle des Lebendigen innerhalb eines planerischen Kontextes. Auch sie bringen ihre Vision von Kunst durch die Architektur zum Ausdruck.

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Credits: Davide Macullo Architects
Ph. Alexandre Zveiger
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Credits: Davide Macullo Architects
Ph. Alexandre Zveiger

Innen setzt sich die Suche nach dem Essentiellen fort und kehrt dabei die Ausdrucksweise gekonnt um. Ganz überraschend wird der Raum einfarbig und beschränkt sich auf einen Baustoff: Holz, in seiner warmen Natürlichkeit bedeckt fast die gesamte Oberfläche. Der offene Raum hat nichts Überflüssiges und präsentiert sich als ein fast leeres Volumen. Man fühlt sich wie in einer typischen Architektur von Rennie Mackintosh, nur umgekehrt; geographisch und zeitlich voneinander verschiedene Meisterwerke, die jedoch ein virtuoses Gefühl für die Umgebung und den Dialog von Struktur und Ambiente, Natur und Künstlichem miteinander verbindet.

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Ikonische vom Architekten ausgewählte Objekte von Alias als Komposition der Leere und zur Vervollständigung des künstlerischen Manifests. Die Einrichtung hat die gleiche Funktion innen, wie die Farben von Buren außen und tragen die intellektuelle und emotionale Dichte des Projekts. Eine nicht unmögliche Herausforderung, wenn man bedenkt, dass Alias Pionier im Dialog zwischen Kunst und Design ist sowie eines der ersten Unternehmen, dessen Produkte in Dauerstellungen bedeutender Museen für zeitgenössische Kunst ausgestellt werden, darunter im MoMA, im Indianapolis Museum of Art oder im Museo Del Design in Mailand, um nur einige zu nennen. Zu den Stücken von Alias, die in zahlreichen Museen ausgestellt sind, gehören die Stühle des Architekten Mario Botta, mit dem Macullo lange Zeit arbeitete.

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Credits: Davide Macullo Architects
Ph. Alexandre Zveiger
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Credits: Davide Macullo Architects
Ph. Alexandre Zveiger

Behälter und Inhalt werden hier zu einem neuen Archetypen. Die Architektur Macullos verbindet sich mit den 24 Stühlen Laleggera von Riccardo Blumer, auch er ein geschätzter Kollege des Schweizer Planers. Laleggera spiegelt den Wunsch des Werks wider, denn er zeigt den Vorsprung der menschlichen Technik gegenüber einem traditionellen Material wie Holz, in diesem Falle naturbelassenes Eichenholz. Die Sessel Slim Lounge brechen die Einfarbigkeit des Ambientes sanft auf und bieten nicht überschwängliche Farbnuancen. Dahinter ein kurzer Blick durch die Fenster auf die Wälder. Ein weiteres Stück von PearsonLloyd, das der Architekt Macullo persönlich ausgesucht hat, ist das Sofa Twelve. Es bietet Bequemlichkeit, ohne die beengende Präsenz eines Rahmens zu Gunsten der formalen Reinheit des Raumes.

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Credits: Davide Macullo Architects
Ph. Alexandre Zveiger
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Credits: Davide Macullo Architects
Ph. Alexandre Zveiger

Der Rückgriff auf Prinzipien traditioneller regionaler Architektur mag nostalgisch sein, doch manchmal kann die Bildung eines Korpus, der in gewisser Hinsicht Teil der Natur ist, auch auf die Land Art von Christo verweisen, doch die neue, exklusive Initiative für den Bau eines Privathauses, das innen ein ganz privates Heim und außen ein wundervolles Kunstwerks ist, macht dieses Projekt extrem modern. Es ist ein wertvolles Gut, das als allgemeines Erbe angesehen und an die Nachwelt weitergegeben werden sollte.

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